Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, daß er seine Daseins­berechtigung hat, dann muß es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann.

Wer ihn besitzt, sagt bespielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muß geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müßte geschehn; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, daß es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein.

—Robert Musil, »Der Mann ohne Eigenschaften«, (Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag GmbH, 1978), 16.

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Lübecker Str. 13


 

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Spenerstraße

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Beusselstraße

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„Wir leben in einer Dystopie“

SZ:

Im August 2020 legten die Demonstranten den Soldaten noch Rosen vor die Füße. Diese Zeiten sind lange vorbei. Heute traut sich niemand mehr, öffentlich Kritik an Lukaschenko zu üben. (Foto: Sergei Gapon/Montage: Friedrich Bungert/AFP)

Im Sommer 2020 gingen in Minsk Hundert­tausende auf die Straße. Im Sommer 2021 ist Diktator Alexander Lukaschenko immer noch da – die Demonstranten aber sind verschwunden. Nadeschda, 40, arbeitet als Ärztin und hat vergangenes Jahr offen gegen das Regime protestiert. Weil das heute noch gefährlicher ist, möchte sie ihren vollen Namen nicht nennen.

„Ich kann jederzeit festgenommen oder entlassen werden, so leben wir. Unsere zehnjährige Tochter kennt den Plan, falls ich mich am Telefon nicht melde. Sie ruft dann gleich ihren Vater an und sagt Bescheid, dass ich nicht erreichbar bin. Wenn wir im Treppenhaus Lärm hören, fragt sie: ‚Kommen sie, um dich mitzunehmen?‘ Wir sind vorbereitet.

Von den Belarussen erwarte ich mehr Solidarität. Es gibt viele, die verstehen, was passiert. Aber sie sagen: Ich habe zu essen, ich habe eine Wohnung, ich gehe kein Risiko ein. Diese Gruppe muss man in Bewegung bringen. Die aktiven Menschen haben schon alles getan, was sie konnten. Es gibt keine Proteste mehr, weil sie keine Waffen mehr haben. Sollen sie mit leeren Händen gegen Panzer antreten? Das ist unrealistisch.

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A Very Good Man

BBC:


Former US Defence Secretary Donald Rumsfeld, one of the main architects of the Iraq war, has died at the age of 88.

Serving under President George W Bush, he was a leading proponent of the administration’s „war on terror“.

Reacting to the news, President Bush described him as „a very good man“ and an „exemplary public servant“ who „never flinched from responsibility“.

David Smith, Guardian:

Rumsfeld was chief of staff to President Gerald Ford in the mid-1970s, serving alongside future vice-president Dick Cheney, then became defense secretary.

The Nixon Administration doesn’t make it into Smith’s piece – this is, after all, Guardian-level analysis.
 

Die Zeit:

Die Bundeswehr zieht aus Afghanistan ab. Damit endet der längste und verlustreichste Auslandseinsatz ihrer Geschichte. War es das wert? Das fragen sich die zurückkehrenden Soldaten ebenso wie die Afghanen, die über Jahre neben dem letzten Camp der Deutschen gelebt haben.

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Michaela Wiegel, FAZ:

Aber nicht nur das Vorurteil vom irgendwie rückständigen, renitenten Frankreich wurde in der Ära Macron von der gelben Wut bedient. Das Sendungsbewusstsein des Präsidenten förderte die in Deutschland vorherrschende Lesart, dass da ein wirtschaftlich dekadentes Land mit großen europa- und weltpolitischen Ambitionen auftrumpft.

De Wecks Verdienst besteht darin, dass er Macrons revolutionären Anspruch nicht pauschal als französische Überheblichkeit interpretiert, sondern genau darlegt, warum Frankreich sich in den Revolutionswirren eine universalistische Mission zuschrieb, die bis heute nachwirkt.

Den Sohn des Schweizer Publizisten Roger de Weck zeichnet die seltener werdende Fähigkeit aus, deutsche und französische Denkweisen zu kennen, abgleichen und einordnen zu können. Er entlarvt, wie sehr die These des marxistischen Soziologen Didier Eribon das Frankreich-Bild in Deutschland geprägt hat, wonach allein Armut Unmut schaffe.

She’s reviewing de Weck’s book about Macron, but I find the tone extended toward France amusing in general.

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FAZ:


Mit ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ war Wagenknecht jüngst massiv in den eigenen Reihen in die Kritik geraten. Darin wirft sie linken Parteien vor, soziale Fragen aus den Augen verloren und mit Gender-, Klima- oder Biolebensmittel-Debatten traditionelle Wähler mit geringen Einkommen verprellt zu haben. Sie spricht von „Lifestyle-Linken“, wie sie auch in einem Gastbeitrag für die F.A.S. schrieb.

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Dominiert wird das öffentliche Bild der gesellschaftlichen Linken heute von einem Typus, den wir im Folgenden den Lifestyle-Linken nennen werden, weil für ihn im Mittelpunkt linker Politik nicht mehr soziale und politökonomische Probleme stehen, sondern Fragen des Lebensstils, der Konsumgewohnheiten und moralische Haltungsnoten. In Reinform verkörpern die grünen Parteien dieses Lifestyle-linke Politikangebot, aber auch in den sozial­demokratischen, sozialistischen und anderen linken Parteien ist es in den meisten Ländern zur dominierenden Strömung geworden. Viele traditionelle Linke würden wahrscheinlich sagen, dass das, was im Folgenden beschrieben wird, überhaupt nicht links ist. Das stimmt natürlich, wenn man mit den traditionellen Maßstäben misst. Aber es ist das, was öffentlich unter dem Label links firmiert und als links wahrgenommen wird.

—Sahra Wagenknecht, »Die Selbstgerechten«, (Frankfurt: Campus Verlag, 2021), 25.

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Die Grünen stehen wie keine andere Partei für die offene Gesellschaft, für den Wunsch nach Wandel und Veränderung – vom Klimaschutz über Geschlechter­gerechtigkeit und dem Kampf für Menschenrechte bis hin zu einem geeinten, starken Europa, das Schritt für Schritt auch Kompetenzen des Nationalstaates übernehmen sollte. Ich bin mit ganzem Herzen davon überzeugt, dass wir – wenn wir die sozialen und ökologischen Probleme lösen wollen – Veränderungen brauchen.

—Robert Habeck, »Von hier an anders«, (Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2021), 56.

I read this and read it again, continued further into the paragraph that followed before deciding that yes, there is absolutely no mention of class or economic justice here. It’s almost a parody of „Die Grünen: the Better CDU“. But Geschlechtergerechtigkeit: there you go.

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